BUCHREZENSION. Heute möchte ich euch das Buch »Stimmen« von Ursula Poznanski vorstellen, das im Rowohlt-Verlag erschienen ist. Die Autorin schrieb auch »Fünf«, was in meinen Augen das beste Buch war, das jemals zum Thema »Geocaching« erschienen ist.
| Fakten
Titel: Stimmen
Autorin: Ursula Poznanski
Verlag: Wunderlich
Seiten: 448
ISBN-13: 978-3805250627
Preis: 14,95 (Broschiert)
| Inhaltsbeschreibung
In der Psychiatriestation eines Salzburger Klinikums wird die Leiche eines jungen Arztes gefunden. Als Täter kommen eigentlich nur eine begrenzte Anzahl an Personen in Frage, die Zugang zur Station hatten: Ärzte und Patienten. Die Arbeit der beiden – dem Leser bereits bekannten – Ermittler Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ist dieses Mal nicht einfach. Sie haben es mit teils extrem traumatisierte Menschen zu tun, die in einer eigenen Welt leben. Und auch die Ärzte sind nicht immer zu einer Zusammenarbeit bereit. Als dann ein zweiter Mord passiert, muss die Polizei reagieren…
| Meine Meinung
Fange ich mit dem an, was mir an diesem Thriller (wenn man es so nennen kann) gut gefallen hat: der Schreibstil. Dieser ist flüssig und gut strukturiert, die Absätze sind klar gegliedert und führen dazu, dass man jederzeit problemlos eine Lesepause einlegen kann. Nach dieser Pause findet man wieder schnell ins Geschehen zurück.
Die Idee zur Geschichte selbst hat mir auch sehr gut gefallen. In einer Klinik wird ein junger Arzt tot aufgefunden. Da nur eine begrenzte Anzahl an Personen zur Station Zugang hatte, ist die Zahl der Tatverdächtigen übersichtlich. Diese lernt der Leser auch relativ schnell kennen, wobei sich die Autorin nicht lange mit Nebensächlichkeiten und ellenlangen Familiengeschichten aufhält, sondern nur ein paar wenige Fakten liefert. Das fand ich gut. Auch die Tatsache, dass zwei so unterschiedliche Personenkreise – psychisch kranke Menschen und Ärzte – als Täter in Frage kommen, macht die Sache brisant. Es gibt auf beiden Seiten je eine Person, die mir sofort als Verdächtige auffielen und ich war gespannt, wie sich die Story weiterentwickeln würde.
Allerdings – und jetzt komme ich zu dem, was mir nicht so gut gefiel – zieht sich die Story nach dem ersten Kennenlernen der Personen furchtbar in die Länge. Im gesamten Mittelteil des 448 Seiten starken Schmökers tröpfeln die Ermittlungsarbeiten eher langweilig dahin. Die Autorin gibt dem Leser keinen Faden in die Hand, dem er folgen könnte. Es wird mal hier ermittelt – mal dort… Es plätschert, aber es reißt einen nicht mit!
Hinzu kommt, dass das Privatleben der beiden Ermittler einen großen Raum einnimmt. Zwischen den beiden bahnt sich eine Beziehung an und diese Anbahnung ging mir irgendwann auf die Nerven. Beatrice weist Florin immer wieder zurück – einen richtigen Grund für ihre Zurückweisung wird aber nie richtig beim Namen genannt. Zwar gibt es Probleme mit ihrem Ex-Mann und die berufliche Beziehung zu ihrem Kollegen steht vielleicht auch im Weg. Aber welches Problem Beatrice eigentlich hat, wird nicht explizit erklärt. Um ehrlich zu sein, interessiert mich das Privatleben der Ermittler auch überhaupt nicht. Ob sie sich kriegen oder nicht, ist mir im Grund völlig egal. Ich möchte, dass der Fokus auf die Mordfälle gelegt wird. Das Privatleben der beiden Ermittler nimmt mir einfach zu viel Raum ein.
Auf den letzten 40 bis 50 Seiten nimmt die Geschichte dann noch einmal etwas an Fahrt auf. Völlig überraschend und eher zufällig taucht der/die Verdächtige auf, der/die sich dann auch tatsächlich als Mörder/in entpuppt. Ich möchte hier jetzt nicht allzu viel spoilern, deshalb nur ein kurzer Kommentar dazu: wer der/die Mörder/in ist, kam nicht überraschend, aber das Tatmotiv fand ich sehr interessant – das war dann der eigentliche Aha-Effekt, den ich von einem Thriller/Krimi erwarte und der mir gut gefallen hat. Apropos…. Für mich war „Stimmen“ kein Thriller, sondern ein Krimi. Die Spannung baut sich nämlich nicht kontinuierlich auf und gipfelt auch nicht in einem fesselnden Finale, sondern ist plötzlich einfach da. Mir fehlt einfach die Spannungskurve, die mich in den Plott hinein reißt.
Noch eine Bemerkung zum Titel. Warum der Krimi „Stimmen“ heißt, verstehe ich beim besten Willen nicht. Zwar stehen die Stimmen anfangs im Mittelpunkt des ersten Mordes, aber schon nach kurzer Zeit lässt die Autorin diesen Faden einfach fallen. Für mich völlig unverständlich! Wenn ich einem Buch diesen Titel gebe, sollte er doch einen großen Raum einnehmen bzw. das Geschehen dominieren. Dass dieses Thema so völlig fallengelassen wird, verstehe ich nicht.
| Fazit
„Stimmen“ ist sicherlich nicht das beste Buch der Autorin, aber ich kann es trotzdem empfehlen. Es ist unterhaltsam, kurzweilig und ich hatte Lust, dran zu bleiben. Als abendliche Bettlektüre ist der Krimi gut geeignet. Die Spannungskurve fand ich für einen so genannten „Thriller“ zu mäßig, weshalb das Buch für mich unter die Kategorie „Krimi“ fällt. Das Privatleben der Ermittler nahm meiner Meinung nach zu viel Raum ein und ich hoffe, dass die Autorin im nächsten Kaspary-Wenninger-Krimi die Nebengeschichte deutlich reduziert.